Johann Joachim Becher gilt als eine faszinierende, wenn auch nicht unumstrittene Persönlichkeit seiner Zeit. Geboren 1635 in Speyer als Sohn eines lutherischen Pfarrers, avancierte er zum Prototyp eines Vielfachgelehrten. Denn der Medizinprofessor tat sich auch auf den Gebieten der Ökonomie, Chemie, der Physik und der Technologie hervor. Überaus ideenreich und visionär eilte er dabei seiner Epoche in vielem voraus. Hat viel "probirt, laborirt und speculirt". So kamen immer wieder neue Ideen in die Welt, Projekte wurden entwickelt, Realisierungen versucht.
Erfindungsreich, auf vielen Gebieten agierend, entwickelte er sich so zum Impulsgeber und umtriebigen "Projektmacher". Er schrieb viele Bücher, verfasste Denkschriften sowie Projektvorschläge wie das Wiener Werkhaus und versuchte sich - nicht immer erfolgreich - selbst bei deren Verwirklichung. Aus seinen vielfältigen Veröffentlichungen sticht der politische Diskurs (1668, mehrere Auflagen) heraus: Er gilt als sein politik-ökonomisches Hauptwerk, sollte für lange Zeit die anerkannte Grundlegung des deutschen Merkantilismus/Kameralismus sein und der modernen Wirtschaftswissenschaft als Grundlage dienen.
Johann Joachim Becher bereiste Europa und war vor Ort als Ratgeber von Regierungen und als Projektentwickler aktiv. In England etwa erhielt er königliche Patente für die Entdeckung des Leuchtgases und für die Optimierung von Schiffsmühlen. Seine Innovationskraft spiegelt sich auch in der Konstruktion von Uhren, Verkehrsmitteln, Sprachübersetzungskonzepten und einer Vielzahl anderer Projekte wider.
Doch nicht alles war - wegen noch fehlenden Wissens - umsetzbar, zumindest nicht im 17. Jahrhundert. Mit manchem Plan scheiterte er aber auch an den ungünstigen Rahmenbedingungen zwischen überzogenen Ansprüchen, Missgunst und Geldmangel. Aber J.J. Becher gab nie auf: er versuchte es dann eben auf anderem Gebiet und an anderem Ort. Sein Lebenslauf und seine vielen europäischen Reisen verdeutlichen diese produktive Unruhe. 1682 starb Johann Joachim Becher in London.
Kurzbiografie des Johann Joachim Becher
So lässt sich heute noch – auch für morgen - einiges von J.J. Becher lernen - aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit zum kreativen "Erfinden", wie aus den Schwierigkeiten, die einer Realisierung gut gemeinter und kreativer Projekte in rauer Umgebung entgegenstehen. An solchen (politikbeteiligten) Prozessen hat sich prinzipiell nicht viel geändert. Auch Becher hat sie erfahren und beschrieben:
Johann Joachim Becher war ein früher Europäer. Zahlreiche Dienst- und Privatreisen, auch mit längeren Aufenthalten, zeichnen seinen Lebenslauf aus. Stets war er bemüht, Neuerungen aufzuspüren, weiterzuentwickeln und seine Innovationen und Ideen auch weiter zu geben. Wo ihn seine Reisen überall hinführten, sehen Sie hier.
Auch Johann Joachim Becher hat zahlreiche Bücher geschrieben. Selbstbewusst wie er war, aus der Überzeugung, dass er mit seinen Schriften weder unnötige noch falsche Meinungen verbreitete.
Hier eine Auswahl seiner wichtigsten Werke:
Vgl. ansonsten die einschlägigen Bibliographien oder Roswitha Kügler: Werke von J.J. Becher in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer, in: J.J. Becher; Dokumentation einer Ausstellung, Speyer 2001. In der Landesbibliothek auch Teile des Nachlasses (Universitätsbibliothek Rostock) auf 4 Mikrofilmen; Depositum der J.J. Becher-Gesellschaft. Vgl. auch Jürgen Vordestemann: Nachlaß J.J. Bechers (= Schriftenreihe der JJBG, Heft 9, 1998, S. 43 – 54).
"(Auch)... „in den Wissenschaften verliert sich die Wahrheit und multiplizieren sich die bösen Meinungen...da gibt es Gezänk und werden so viel unnötige Meinungen der Welt kommuniziert, (weshalb) das haufen Bücherschreiben entsteht." J.J. Becher, 1669
Nach dem verheerenden 30-jährigen Krieg wurden auf allen Gebieten neue Ideen, Ordnungssysteme, wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Erfindungen benötigt. Es begann die Übergangsphase in eine neue Epoche. Das lässt sich auch an den Personen erfassen, die bis heute als die Vertreter des Wandels anerkannt werden. Hier eine Auswahl, die Kontakt zu J.J. Becher hatten oder Einfluss auf ihn ausübten.